Die wenigen musikbegeisterten Männer, die vor über hundert Jahren in einer rauchigen Privatküche zusammensassen und über eine Vereinsgründung diskutierten, ahnten wohl kaum, dass ihr Vorhaben derart gut gelingen würde, dass der Musikverein Frohsinn Meilen auch ein Jahrhundert später ein wichtiger Bestandteil des Meilemer Kulturlebens ist. 22 Mitglieder unterzeichneten am 25. August 1905 die ersten Vereinsstatuten und damit ist der Musikverein Frohsinn geboren. Nach Artikel 1 stellte sich der Verein die Aufgabe, unter seinen Mitgliedern und in weiteren Kreisen
Durch eifrige Pflege der Musik den Kunstsinn und die Geselligkeit zu fördern
Der ständige Wille der Vereinsmitglieder zur Erhaltung einer guten Kameradschaft und zu einer immer besseren musikalischen Leistung blieb als Konstante bis heute erhalten. Dazwischen durchlebte der Verein Höhen und Tiefen. Die Chronik liest sich beinahe wie ein Kriminalroman, von undiszipliniertem Probenbesuch und Intrigen ist ebenso die Rede wie von grandiosen Auftritten. Dirigenten und Präsidenten kamen und gingen, zwei Weltkriege erschwerten das Vereinsleben und einige Male drohte sogar die Auflösung. Doch neue Impulse führten immer wieder zu neuen Erfolgen und musikalischen Höhepunkten. Aus dem kleinen unscheinbaren „Frohsinn”; wuchs über die Jahre ein erfolgreicher Musikverein Meilen in der 1. Stärkeklasse heran.
Der Musikverein Meilen hat es verstanden, jugendlich zu bleiben und immer wieder auch junge Musikanten und Musikantinnen zum Mitmachen zu begeistern. Das Erfolgsgeheimnis ist wohl das die Fähigkeiten von Freizeitmusikern herausfordernde Repertoire und das anerkannt hohe Leistungsniveau. Davon zeugen über die Jahre mehrere erste Plätze in der 1. Stärkeklasse bei Eidgenössischen wie auch Kantonalen Musikfesten und auch die innovativen Jahreskonzerte, die immer wieder auf grossen Anklang stossen.
Anfänglich umfasste das musikalische Repertoire des „Frohsinns” Stücke, wie sie damals landauf, landab gang und gäbe gewesen sind. Hauptsächlich natürlich Märsche, zusätzlich finden sich Bearbeitungen bekannter Opern und Operetten. In den dreissiger Jahren beginnt eine sachte Öffnung. Zum einen werden Schweizer oder in der Schweiz wohnende Komponisten aufgeführt. Zum anderen taucht mit John Philipp Sousa, dem Marschkomponisten schlechthin, erstmals ein Komponist aus Übersee auf. Auch findet man in dieser Zeit die ersten originalen Blasmusikkompositionen. Ab den sechziger Jahren ändert sich das Bild. Wenn ab jetzt Bearbeitungen von Orchesterwerken gespielt werden, handelt es sich um sehr anspruchsvolle, wenig gespielte Werke. Zudem werden mehr und mehr aktuelle, neu erschienene Kompositionen aufgeführt. Diese umsichtige Programmgestaltung und die Offenheit gegenüber der neuen Literatur ist bis heute ein wichtiger Pfeiler des Musikvereins geblieben.
Im Jahr 2008 wurde schliesslich ein weiterer Schritt Richtung Moderne eingeleitet. An der Generalversammlung ist die Namensänderung von „Musikverein Frohsinn Meilen” zu „Musikverein Meilen” beschlossen worden. Der Frohsinn wird im Verein natürlich trotzdem weiter gepflegt, ganz in der Tradition des ersten Artikels der Vereinsstatuten von 1905.
Quellen:
Weber, Jack (2005): Chronik 100 Jahre MVF-Meilen.
Weber, Jack (2005): 100 Jahre Musikverein Frohsinn Meilen. In: Heimatbuch Meilen. Bd. 45, S. 69-87.